Sebastian Kneipp – Wasser und Licht für die Augengesundheit

Sebastian Kneipp – Wasser und Licht für die Augengesundheit

17. Mai 2022

Vielen ist Sebastian Kneipp als Wasser-Doktor bekannt: Knieguss, Armguss, Blitzguss. Die wenigsten wissen, dass Kneipp auch regelmäßige Augenbäder empfahl. InstiTEM zeigt, wie das Baden der Augen in Wasser und Licht funktioniert.

Wasserheilkunde im Selbstexperiment

Sebastian Kneipp entdeckte während seines Theologiestudiums durch Zufall ein Buch des Arztes Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft des kalten Wassers, und kam als Tuberkulose-Patient, dem die Medizin seiner Zeit therapeutisch wenig anzubieten hatte, auf die Idee, das Gelesene einfach im Selbstversuch mit Bädern in der kalten Donau auszuprobieren: mit durchschlagendem Heilerfolg! Mit Anfang 30 vertiefte er seine bisherigen Erkenntnisse und begann seinen Behandlungskanon – Wassertherapie, Bewegungstherapie, Heilpflanzentherapie, Ernährungstherapie und Ordnungstherapie – in seinen drei großen Werken „Meine Wasserkur“, „So sollt ihr leben“ und „Mein Testament“ schriftlich auszuarbeiten. Viele Menschen habe diese Werke gelesen; nur Fachleuten ist hingegen bekannt, dass Kneipp an Abendvorträgen in Bad Wörishofen über Sonder-Themen sprach, die in den großen Werken nur am Rande oder gar nicht vorkommen.

Abendvortrag zur Augengesundheit

Irgendwann zwischen 1891 und 1896 behandelte Kneipp in einem Abendvortrag vor Patienten das Thema der Augengesundheit, mit großem Echo bei seinem Publikum; der Inhalt des Vortrags wurde schließlich 1898 in den Illustrierten Kneipp-Kalender aufgenommen und erschien im Druck. In diesem Beitrag fragt sich Kneipp, ob nicht, wenn die Wasserheilkunde den ganzen Körper beleben, kräftigen und heilen kann, das nicht auch für die Augen gelten müsse. In seinem Buch „So sollt ihr leben“ hatte er zwar beschrieben, dass die Wasserkur des Körpers sozusagen indirekt auch eine positive Wirkung auf „schmerzliche und langwierige Augenübel“ haben könne; aber erst in diesem besonderen Aufsatz propagiert Kneipp die direkte Wasseranwendung am Auge, was hier kurz zusammengefasst sei.

Regelmäßige Augenpflege

Kneipp empfiehlt, auf der Grundlage eigener Experimente und positiver Erfahrungen von Patienten, die er protokolliert hat, drei Anwendungsformen:

  • Grundprogramm: tägliche Waschung der Augen mit klarem, frischem Wasser,
  • Zusatzprogramm: therapeutisches Augenbad, das man ab und zu anwenden sollte. Dazu füllt man ein flaches Gefäß mit frischem Wasser, taucht die Stirn und Augen so ein, dass sich die Augen ganz im Wasser befinden, und badet dann die Augen ca. 3-5 Sekunden lang unter mehrmaligem Zwinkern. Dieses „zwinkernde Augenbad“ kann man, von kleinen Pausen unterbrochen, dreimal hintereinander wiederholen.
  • Spezialprogramm: Augenbad mit mediziniertem Augenwasser bei konkreten Augenbeschwerden. Hierzu wird ein verdünnter Heilkräuter-Auszug genutzt:
    • Fenchel zur Stärkung der Sehkraft,
    • Holunderblatt bei Hitze in den und Entzündungen der Augen,
    • Zinnkraut und Augentrost als „universales“ Augenmittel.

Die einfache Waschung kann gut täglich zur Vorbeugung angewandt werden; das Augenbad mit Wasser gelegentlich, als besondere Unterstützung. Mit dem medizinierten Augenwasser muss man vorsichtig sein; es wird nur bei klarer Indikation und unter therapeutischer Begleitung für eine gewisse Zeit eingesetzt.

Neben dem Wasser propagiert Kneipp als wichtigstes Augenheilmittel überhaupt: helles Tageslicht. Das Auge ist lichthaft. Es bleibt oder wird gesund im guten Licht, was übrigens durch mehrere Studien abgesichert ist: Kinder, die täglich eine gewisse Zeit bei Tageslicht spielen, haben nachweislich eine bessere Augengesundheit als Indoor-Kinder unter künstlicher Beleuchtung. Also auf zur eigenen Augenpflege!

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Maßnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.