Meditation – mit vier Einblicken zur Versöhnung

Meditation – mit vier Einblicken zur Versöhnung

19. Dezember 2023

In der oft hektischen Advents- und Weihnachtszeit können wir durchaus mit Meditation Ruhe einkehren lassen. Echte Ruhe kommt aber nicht von außen, sondern aus einem inneren Versöhnt-Sein – mit sich selbst und den Mitmenschen. InstiTEM zeigt anhand einer mittelalterlichen Übung, wie das geht…

Meditation vor der Haustür – das Gute liegt so nah

Die Metta-Meditation hat schon vor Langem ihren Weg aus Asien nach Europa gefunden, ebenso die Zen-Meditation. Doch wir müssen nicht unbedingt in der buddhistischen Tradition suchen, um wirksame meditative Übungen zu entdecken. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts haben sich in der devotio moderna, der damaligen modernen Meditationsbewegung, Übungen herausgebildet, die ähnlich wie die Metta-Meditation auf Mitgefühl und Versöhnung zielen – ganz ohne Meditationsmusik oder geführte Meditationsanleitung. Lerne einfach richtig schauen: auf Dich selbst und Deine Umgebung, und erwecke dabei vier wichtige Haltungen! Dazu brauchst Du definitiv nicht Mönch oder Nonne sein. Gerade als Laie kannst Du diese  Methode am Ende des Advents, in der Weihnachtszeit und zum Jahresschluss für Dich nutzen.

Wo wir hinschauen: Versöhnung!

Versöhnung hat vier Dimensionen, wie folgende Überlegung zeigt:

  • Versöhnung mit der Vergangenheit – Dankbar rückwärts blicken: Stell Dir vor, Du könntest Deinen Lebensfilm zurückspulen, Dein Leben noch einmal neu ansetzen und dabei alle Fehler rückgängig machen. Wenn Du nichts aus Deiner Biografie löschen möchtest, weil alles zu Dir und Deinem Leben gehört und ganz stimmig ist, dann bist Du mit der Vergangenheit versöhnt.
  • Versöhnung mit den Mitmenschen – Liebevoll seitwärts blicken: Denke an Deine Freunde und Feinde, die wichtigen Menschen in Deinem Leben, jene, die Dir nahe stehen und jene, die Dich verletzt oder Dir geschadet haben. Versöhnt bist Du, wenn Du keinen Groll mehr gegen sie hegst. Das bedeutet nicht, dass Du alle lieben musst. Es darf auch Menschen geben, mit denen man sich nicht versteht, doch gerade zum Jahresende hin sollte man sich aussöhnen, so gut es geht, und Altlasten verzeihend loslassen.
  • Versöhnung mit der Zukunft – Mutig vorwärts blicken: Versöhnte Menschen schauen nicht in erster Linie auf ihre Fehler und Schwächen. Sie sehen ihr Leben als eine lockende Aufgabe an, der sie sich stellen wollen; sie sehen Herausforderungen als Gelegenheit zum Wachstum.
  • Versöhnung mit dem Himmel – Hoffnungsvoll aufwärts blicken: Versöhnte Menschen sind hoffnungsvoll und lassen sich Segen schenken. Sie spüren, dass es den Himmel gibt. Ihr Leben bleibt nicht im Oberflächlichen hängen sondern richtet sich auf die Ewigkeit hin aus.

Wie aber kann man zu dieser vierfachen Versöhnung gelangen? Mit dem Lesen frommer Sätze kommt man nicht weiter. Mache lieber die folgende Vier-Blicke-Meditation, um Schritt für Schritt versöhnter zu werden.

InstiTEM-Tipp 1: Vier-Blicke-Meditation (eine kleine Anleitung)

Suche Dir einen Ort, an dem Du ungestört sein kannst. Nimm auf einem Sessel oder einem Kissen am Boden Platz; wenn Du Meditationserfahrung hast, dann natürlich auch gerne in einem professionellen Meditationssitz. Entspanne nun einige Minuten lang Deinen Körper ganz bewusst und nimm Deinen Atem wahr. Übe dann jeweils einige Minuten lang einen der vier Blicke:

  • Was steht hinter Dir? Du muss Dich dabei nicht wirklich umdrehen, sondern stell Dir einfach im Geiste die Vergangenheit hinter Dir vor:
    • Blicke dankbar rückwärts!
    • Breite mit jedem Atemzug Dankbarkeit über Deine Vergangenheit hinter Dir!
    • Bade Deine Vergangenheit in Dankbarkeit und Gelassenheit!
  • Was und wer steht seitwärts von Dir? Stelle Dir Deine Freunde auf der rechten und Deine Feinde auf der linken Seite vor:
    • Blicke liebevoll seitwärts nach links und rechts!
    • Breite mit jedem Atemzug Liebe über Deine Mitmenschen links und rechts neben Dir!
    • Hülle Deine Mitmenschen in Liebe und Wohlwollen!
  • Was steht vor Dir? Sieh Deine Zukunft vor Dir liegen und stelle Dir vor, wie Deine Aufgaben auf Dich zukommen:
    • Blicke mutig vorwärts!
    • Breite mit jedem Atemzug Mut über die Zukunft und die Aufgaben vor Dir!
    • Benetze Deine Zukunft mit Mut und Zuversicht!
  • Was ist über Dir? Schaue dazu nicht wirklich mit dem Kopf nach oben, sondern spüre einfach den Himmel über Dir:
    • Blicke hoffnungsvoll aufwärts!
    • Lass mit jedem Atemzug Hoffnung von oben auf Dich herabregnen!
    • Empfange vom Himmel Hoffnung und Segen!

Mache zum Abschluss eine tiefe Verbeugung. Dann recke und strecke Dich, öffne die Augen, und komme langsam wieder in den Alltag zurück.

InstiTEM-Tipp 2: Heilsame europäische Spiritualität entdecken

Im neuen Jahr hast Du gleich zweimal die Möglichkeit, einen Kurse zu besuchen und Deine Spiritualität, über diese Übung hinaus, weiter zu vertiefen: