Maria Lichtmess hält einen Weckruf mitten im Winter bereit: Am 2. Februar sollte man mit der Ernte von Arzneirinden beginnen; und sich vergewissern, ob man die vier wichtigsten Frauenheilpflanzen parat hat.
Vergessener Feiertag wiederentdeckt
Maria Lichtmess gehört zu den Feiertagen, die heute kaum bekannt sind, was schade ist, weil dieser Tag in Sachen TEM so einiges zu sagen hat. Bei dem am 2. Februar begangenen Fest handelt es sich um ein christliches „Mutter-Kind-Fest“: In Israel galten Frauen nach der Geburt eines Kindes als unrein. Maria brachte daher 40 Tage nach der Geburt Jesu ein Reinigungsopfer im Tempel dar und vertraute ihr Kind Gott an. Lichtmess beendet damit den Weihnachtsfestkreis, weswegen der Weihnachtsschmuck endgültig weggepackt und die Weihnachtsbeleuchtung gelöscht wird. Die beiden Fest-Aspekte – lichtreiches göttliches Kind und Reinigung der Mutter – haben, neben der spirituellen Bedeutung, auch eine handfest-therapeutische Botschaft aus dem Bereich der TEM und Klostermedizin, an die kurz erinnert sei.
Rückkehr des Lichts, Ernte der Rinden
Nach den finsteren Wintertagen macht sich endlich das wachsende Tageslicht bemerkbar. Gegenüber dem Zeitpunkt der längsten Nacht, der Wintersonnenwende am 21. Dezember, werden die Tage immer länger – „an Weihnachten an Hahnentritt, an Neujahr an Männerschritt, an Dreikönig an Hirschensprung, an Lichtmess a ganze Stund“. Aus diesem Grund galt Lichtmess als Anfang des Bauernjahres: An frostfreien Tagen ist erste Feldarbeit möglich, mitten im Winter beginnt unter der Schneedecke schon der Vorfrühling, in den Pflanzen regt sich zartes Leben, was für die Ernte von Heilpflanzen entscheidend ist. Maria Himmelfahrt am 15. August ist Startschuss für die Ernte von Sommerpflanzen, Maria Lichtmess hingegen für die Ernte von Rinden zu Heilzwecken: Birkenrinde spendet Kraft und entgiftet sanft; Apfelbaumrinde ist ein Therapeutikum bei langwierigen Hauterkrankungen. Esche, Ulme und Weide sind Heilmittel bei Fieber, Schmerzen und Rheuma. Diese Rindendrogen kann man als Abkochung, Weinauszug oder Tinktur nutzen.
Frauenpflanzen-zum-Quadrat
Seit dem späten Mittelalter wurde, neben der Christologie mit Lichtsymbolik und Rindenheilkunde, der mariologische Aspekt mit seiner Bedeutung für die Frauenheilkunde immer mehr in den Vordergrund gerückt: Maria hat sich an Mariä Reinigung rituell gereinigt, als heilkundige Frau wusste sie aber auch um die gynäkologische Heilwirkung von Heilpflanzen, die zwar nicht um Lichtmess wachsen, aber deren man sich zu diesem Fest erinnern sollte. Vier Frauenkräuter gelten bis heute als das Minimalwissen, um bei Alltagsbeschwerden die richtigen Akzente setzen zu können:
- handelt es sich um ein gynäkologisches Kältesyndrom, was sich bei jungen Frauen als schwache oder sogar ausbleibende Regel zeigt, dann ist wärmende Beifuß angesagt,
- liegt hingegen ein Hitzesyndrom vor, was sich in einer zu starken Blutung zeigen kann, dann braucht es kühlend-stillendes Hirtentäschelkraut,
- ist das Schlüsselsymptom Schwäche oder Eisenmangel, dann profitiert man von Brennnessel,
- sind die Symptome hingegen wechselhaft und uneindeutig, dann bewährt sich die ausgleichend-stabilisierende Schafgarbe.