Hand aufs Herz: Fast jeder hat schon mal zu tief ins Glas geschaut, und litt am Morgen danach unter einem mehr oder minder ausgeprägten Kater. Kaum bekannt ist, dass hierfür mehr als ein Kraut gewachsen ist.
Droge und Kulturgut
Es gibt weltweit keine Gesellschaft, die in ihrer Gesamtheit abstinent ist. Überall werden psychoaktiven Substanzen konsumiert; im europäischen Raum ist das beispielsweise Alkohol, eine Droge mit kulturhistorischer Bedeutung: Bier, Wein, Gin etc. Während viele Menschen Drogenkompetenz besitzen und alkoholische Getränke in den Alltag integrieren können, wird bei anderen Alkoholkonsum zum Problem: In Deutschland zeigen rund 3 Millionen Erwachsene alkoholbezogene Störungen, ca. 1,7 Millionen davon sind im eigentlichen Sinne alkoholabhängig. Derartige Herausforderungen kannte man schon in der Antike und im Mittelalter, wie ein Blick in die Kräuterbücher der TEM zeigt, die Heilpflanzen für Kater und Entzug besprechen.
Detox danach
Die Spitzenreiter der TEM-Literatur bei Kater lauten: Thymian, Ingwer, Bockshornklee, Spargel. Spannend ist, dass eben diese Pflanzen in Studien gut abgeschnitten haben: Thymian (Thymus vulgaris) stabilisiert, neben der Unterstützung des Alkoholabbaus in der Leber, den Kreislauf; in die gleiche Kerbe schlägt der Ingwer (Zingiber officinale). Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum) schützt Leber und Nervenzellen; der Spargel (Asparagus officinale) wirkt zusätzlich auf den Nierenfunktionskreis.
Entzug
Thymian, Ingwer, Bockshornklee und Spargel eignen sich nicht nur zur Kater-Behandlung, sondern unterstützend auch bei Alkoholabhängigen in der Langzeittherapie. Beim Entzug kommen aber auch noch massive Entzugssymptome zum Tragen, welche die obigen Heilpflanzen nicht abdecken, an erster Stelle das sogenannte „craving“, das exzessive Verlangen nach Alkohol. In der konventionellen Therapie werden hier Mittel wie Disulfiram, Naltrexon und Topiramat eingesetzt. Neueste Studien weisen indes darauf hin, dass die Kombination von Johanniskraut (Hypericum perforatum), Rotwurzel-Salbei (Salvia miltiorrhiza) und Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis) eine valide und vor allem nebenwirkungsärmere Alternative darstellt. Wenngleich nicht zu erwarten ist, dass diese Pflanzen in absehbarer Zeit für diese Indikation zugelassen werden, so würde die TEM auch in einer Suchtklinik absolut Sinn machen!
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Maßnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.